Digitale Werbung ist das Herzstück moderner Kommunikation. Unternehmen investieren längst mehr in Online-Kanäle als in klassische TV- oder Printkampagnen. Schon 2019 überstiegen die weltweiten digitalen Werbeausgaben erstmals die Budgets für traditionelle Medien - ein Trend, der sich seither jedes Jahr verstärkt hat.
2025 erreichen wir einen neuen Meilenstein: Video-Werbung ist das dominierende Format, während Retail Media zur neuen Pflichtdisziplin avanciert. Gemeinsam beanspruchen diese beiden Kanäle inzwischen den größten Anteil am digitalen Werbekuchen.
Um die Bedeutung zu verstehen, lohnt ein kurzer Rückblick:
2000er Jahre: Display-Werbung in Form von Bannern war Standard. Nutzer klickten fleißig, weil das Format neu war.
2010–2015: Mit dem Siegeszug von Smartphones verschob sich das Konsumverhalten. Social Media Ads und Search wurden wichtiger.
2016–2020: Video gewann rasant an Bedeutung, allen voran YouTube und später TikTok. Programmatic Advertising etablierte sich als technologische Basis.
2021–2024: Datenschutz-Debatten (DSGVO, Ende der Third-Party-Cookies) veränderten Targeting-Strategien. Gleichzeitig erlebten Shoppable Content und Retail Media erste große Durchbrüche.
2025: Video und Retail Media sind die zentralen Wachstumstreiber. Klassische Display-Formate schrumpfen. (IAB Report 2025)
Eine Analyse von GroupM prognostiziert, dass die globalen Ausgaben für digitale Werbung 2025 auf über 720 Milliarden US-Dollar steigen werden - ein neuer Rekord. Davon entfallen laut Prognosen rund 37 % auf Video und 24 % auf Retail Media. Gemeinsam beanspruchen diese beiden Kanäle also mehr als 60 % des gesamten Budgets.
Warum ist das so? Die Antwort liegt im veränderten Nutzerverhalten und in der Technologie. Menschen konsumieren Inhalte zunehmend mobil, in kurzen Formaten und in Umgebungen, in denen sie gleichzeitig kaufen können. Algorithmen der großen Plattformen priorisieren Video-Inhalte und pushen Ads, die Engagement erzeugen. Retail Media bringt Werbung direkt in den Moment des Einkaufs - und macht die Customer Journey kürzer und messbarer.
Digitale Werbung 2025 im Überblick
Der Wandel im Nutzerverhalten
Das Verhalten der Konsumenten ist der wichtigste Treiber dieser Entwicklung. Mehrere Studien zeigen, dass Menschen 2025 im Schnitt 3 Stunden pro Tag mit Bewegtbild-Inhalten verbringen - sei es auf TikTok, YouTube, Instagram oder LinkedIn. Zum Vergleich: Klassisches Fernsehen liegt in vielen Märkten unter 2 Stunden täglich und verliert Jahr für Jahr weiter.
Nutzer bevorzugen Inhalte, die:
kurz, snackable und mobil optimiert sind,
visuell ansprechend wirken,
interaktiv gestaltet werden können,
und im besten Fall direkt mit Kaufoptionen verbunden sind.
Die Geduld für lange Werbebotschaften ist geschrumpft. Stattdessen erwarten Menschen schnelle, relevante Impulse.
Globale Unterschiede
USA: Video Advertising wächst hier besonders stark. Laut eMarketer machen Video Ads 2025 rund 40 % des digitalen Budgets aus. Retail Media wird stark von Amazon dominiert, doch auch Walmart und Target holen auf.
Europa: In Deutschland, UK und Frankreich wächst Retail Media überdurchschnittlich. Händler wie Zalando, Otto oder MediaMarktSaturn bieten Plattformen für Markenwerbung. Video-Werbung verteilt sich auf YouTube, TikTok und zunehmend LinkedIn.
Asien/China: Hier liegt die Zukunft schon in der Gegenwart. Plattformen wie Douyin (das chinesische TikTok) und Alibaba haben Shoppable Video und Livestream Commerce perfektioniert. Marken setzen Milliardenbeträge ein, um Nutzer direkt beim Scrollen zum Kauf zu bewegen.
Diese Unterschiede zeigen: Auch wenn die globalen Trends eindeutig sind, unterscheiden sich die Plattformen und Strategien je nach Markt.
Budgetverschiebungen im Online-Marketing
Eine der auffälligsten Entwicklungen ist die rasante Umverteilung von Budgets. Unternehmen investieren dort, wo sie die höchste Wirkung erwarten - und das ist nicht mehr Display-Werbung, sondern Video und Retail Media.
Laut Statista verteilte sich das weltweite digitale Werbebudget 2024 wie folgt:
Kanal / Format
Anteil 2024
Prognose 2025
Veränderung
Video Advertising
29 %
37 %
+8 %
Retail Media
12 %
24 %
+12 %
Search Ads
23 %
20 %
-3 %
Display / Banner
16 %
10 %
-6 %
Audio, AR, Sonstige
7 %
9 %
+2 %
Social Media Sponsored Posts
13 %
12 %
-1 %
👉 Auffällig: Retail Media verdoppelt seinen Anteil innerhalb eines Jahres. Gleichzeitig schrumpft Display-Werbung dramatisch.
Ein CMO eines internationalen FMCG-Konzerns bringt es auf den Punkt: „Wir haben früher 25 % unseres digitalen Budgets in Banner gesteckt. 2025 sind es unter 5 %. Alles geht in Video und Retail Media, weil dort unsere Zielgruppen sind - und weil die Messbarkeit deutlich besser ist.“
Video Marketing als Wachstumstreiber
Video ist das emotionale Leitmedium des digitalen Zeitalters. Kein anderes Format verbindet Storytelling, Markeninszenierung und direkte Interaktion so effektiv.
Laut einer Studie von Wyzowl bevorzugen 91 % der Konsumenten Video-Content von Marken gegenüber Text oder Bild. Und: 84 % geben an, dass sie nach dem Ansehen eines Brand-Videos wahrscheinlicher kaufen.
2025 wird Video nicht mehr als „zusätzliches Format“ gesehen, sondern als Kern des digitalen Marketings.
Warum Video dominiert
Algorithmen bevorzugen Video TikTok, Instagram, YouTube und selbst LinkedIn pushen Video-Inhalte in ihren Feeds. Die organische Reichweite ist hier höher als bei statischen Posts.
Höheres Engagement Video erzielt laut HubSpot im Schnitt 6x höhere Engagement-Raten als reine Bild- oder Text-Posts.
Stärkere Conversion Nutzer erinnern sich besser an Video-Botschaften und klicken häufiger auf CTAs. Shoppable Videos erreichen teils 30 % höhere Conversion Rates als klassische Produktseiten.
Short-Form-Videos (Reels, Shorts, TikTok)
Kurze Videos haben sich als Standard etabliert. TikTok war der Pionier, doch inzwischen haben alle großen Plattformen vergleichbare Formate.
Dauer: 15–60 Sekunden
Konsumverhalten: Nutzer schauen oft Dutzende Clips am Stück, was den Werbetreibenden gleich mehrere Kontaktpunkte ermöglicht. (Deloitte Media Trends 2025)
Completion Rates: Bis zu 70 % der Nutzer sehen Short-Form-Videos bis zum Ende, während klassische Video-Ads oft schon nach 5 Sekunden geskippt werden.
Praxisbeispiel: Ein Sportartikelhersteller veröffentlichte TikTok Reels, in denen junge Athleten Produkte in Action zeigten. Ergebnis:
Live-Shopping: Marken streamen Events, Produkte können direkt im Stream erworben werden.
China ist hier Vorreiter: Auf Douyin (dem chinesischen TikTok) erwirtschaften Influencer-Streams Milliardenumsätze. Westliche Plattformen ziehen nach - Amazon Live, Instagram Shopping und Zalando Live-Events sind erste Beispiele. (McKinsey Insights)
Case: Zalando experimentierte 2024 mit wöchentlichen Live-Shopping-Shows. Ergebnis:
+18 % Umsatzsteigerung pro Event
22 % der Zuschauer kauften mindestens ein Produkt während des Streams
Durchschnittliche Verweildauer: 17 Minuten
Retail Media: Das neue Powerhouse der digitalen Werbung
Retail Media ist 2025 nicht nur ein Trend, sondern eine feste Säule im Marketing-Mix. Händler öffnen ihre digitalen Regale, und Marken platzieren ihre Produkte genau dort, wo Kaufentscheidungen fallen.
Was versteht man unter Retail Media?
Retail Media bezeichnet alle Werbemaßnahmen, die auf den Plattformen von Händlern stattfinden. Anstatt Anzeigen auf fremden Seiten oder Social Media zu schalten, bucht eine Marke Werbeflächen direkt bei Amazon, Zalando, MediaMarkt oder Douglas.
Sponsored Products: Produkte erscheinen ganz oben in der Suche.
Sponsored Brands: Marken-Logos und Storytelling-Banner in Shop-Umgebungen.
Retail Video Ads: Kurzvideos, die direkt im Kaufprozess laufen.
Damit wird Werbung vom Störfaktor zum Service: Sie hilft Konsumenten, sich im Überangebot zu orientieren.
Unterschiede zu klassischer Display-Werbung
Viele Marketer stellen sich die Frage: Worin unterscheidet sich Retail Media wirklich von der altbekannten Display-Werbung?
Kriterium
Display Ads (klassisch)
Retail Media Ads (2025)
Kontext
Artikel, News, Social Feeds
Digitale Regale & Produktseiten
Kaufintention
Niedrig bis mittel
Sehr hoch, Nutzer ist schon im Kaufprozess
Targeting
Cookies, Interessen
First-Party-Shopping- & Suchdaten
KPIs
CTR, Views, Impressions
CTR, Sales, Warenkorbwert, ROAS
Vertrauen
Oft Banner-Blindness
Nutzer erwarten Produktempfehlungen
👉 Kurz: Retail Media = höhere Conversion, da der Nutzer bereits im „Kaufmodus“ ist.
Die größten Player 2025
Amazon Advertising
Amazon dominiert das Feld. Mit über 46 Mrd. US-Dollar Umsatz 2024 ist Amazon Advertising das weltweit drittgrößte Werbenetzwerk - nach Google und Meta.
Sponsored Products erscheinen direkt in der Suche.
Streaming Ads laufen auf Prime Video.
„Buy with Prime“-Kampagnen verbinden Online-Shops externer Marken mit Amazon-Logistik.
Zalando & Otto
In Europa sind Zalando und Otto die wichtigsten Player. Beide setzen auf:
Sponsored Listings (Suchergebnisse)
Shoppable Videos in der App
Kooperationen mit Influencern in Livestreams
Besonders Zalando profitiert vom Modefokus: Marken wie Nike oder H&M buchen hier Kampagnen, die Conversion Rates von bis zu 12 % erreichen - deutlich höher als bei klassischen Display-Ads.
MediaMarktSaturn
Der Elektronikhändler positioniert sich als „Retail Media Hub“ für Technikmarken. Samsung, Sony und Logitech nutzen die Plattform, um Produkte bei gezielten Käufen hervorzuheben.
Douglas
Douglas kombiniert Retail Media mit Content Commerce: Tutorials, Reviews und Shoppable Video verschmelzen zu einem Einkaufserlebnis.
Walmart & Target (USA)
Die US-Riesen wachsen massiv. Walmart Connect meldete 2024 über 3 Mrd. US-Dollar Werbeumsatz. Target folgt mit dynamischen In-App Ads.
Alibaba & JD.com (China)
China ist Vorbild für Livestream Commerce. Ein einziger Influencer-Stream kann hier mehrere Millionen Dollar Umsatz generieren - in nur einer Stunde.
Marktvolumen & Wachstum
Global: 2024 lag das Volumen bei 125 Mrd. US-Dollar, 2025 steigt es auf rund 175 Mrd.
Europa: Verdopplung bis 2026 - von aktuell 15 Mrd. auf über 30 Mrd. Euro.
Deutschland: Prognose: 2025 rund 2,5 Mrd. Euro Werbevolumen, vor allem durch Zalando, Otto und Douglas.
Beispiel: Ein Getränkehersteller bringt eine neue Sorte auf Amazon. Durch Sponsored Products erzielt die Marke +300 % Sichtbarkeit in den ersten vier Wochen.
Markenaufbau
Beispiel: Douglas integriert Video-Tutorials mit L’Oréal-Produkten. Ergebnis: Conversion Rate +18 %, Markenbekanntheit gestärkt.
Cross-Selling
Beispiel: MediaMarkt platziert Zubehör-Ads (Mäuse, Tastaturen) auf Laptop-Seiten. Umsatz mit Zubehörprodukten steigt um 35 %.
Saisonale Kampagnen
Beispiel: Zalando fährt eine „Back to School“-Kampagne. Schuhe und Rucksäcke werden in Suchergebnissen hervorgehoben. ROI: 4,5x.
Supply-Side Platforms (SSPs): Publisher bieten ihre Flächen an.
Retail Media & Programmatic
Retail Media funktioniert nur durch Programmatic – die Mengen an Daten wären manuell nicht zu bewältigen.
Relevanz: Nutzer, die „Sneaker“ suchen, sehen sofort passende Ads.
Effizienz: Marken zahlen nur für relevante Platzierungen.
Skalierbarkeit: Millionen Anzeigenplätze gleichzeitig.
Case: Ein Fashion-Retailer nutzte Programmatic für Zalando. Nutzer, die Sportschuhe ansahen, bekamen ergänzend Video Ads für passende Kleidung. Ergebnis: Umsatzsteigerung +22 %.
Technologische Entwicklungen
First-Party Data: Cookies sterben, Händler-Daten werden Gold wert.
Clean Rooms: Marken und Händler teilen Daten anonymisiert für bessere Kampagnen.
KI im Programmatic: Machine Learning prognostiziert, welche Anzeige die höchste Conversion bringt.
Cookieless Future: Retail Media gewinnt, da es unabhängig von Third-Party-Cookies funktioniert.
Retail Media vs. Search Ads
Retail Media wird oft mit Search Ads verglichen - doch es gibt Unterschiede.
Kriterium
Display Ads (klassisch)
Retail Media Ads (2025)
Kontext
Artikel, News, Social Feeds
Digitale Regale & Produktseiten
Kaufintention
Niedrig bis mittel
Sehr hoch, Nutzer ist schon im Kaufprozess
Targeting
Cookies, Interessen
First-Party-Shopping- & Suchdaten
KPIs
CTR, Views, Impressions
CTR, Sales, Warenkorbwert, ROAS
Vertrauen
Oft Banner-Blindness
Nutzer erwarten Produktempfehlungen
👉 Fazit: Retail Media ist die logische Weiterentwicklung von Search - näher am Point of Sale, näher am Umsatz.
Ausblick 2026-2030
Retail Media Networks werden Standard bei allen großen Händlern.
Omnichannel: Retail Media verbindet Online- & Offline-Shops.
Video-first Retail Ads: Shoppable Video im Kaufprozess wird Alltag.
KI-Personalisierung: Jede Anzeige basiert auf individuellen Kaufmustern.
Markenfokus: Wer nicht präsent ist, verliert Sichtbarkeit und Marktanteile.
Herausforderungen & Risiken in der digitalen Werbung 2025
Wo Chancen sind, gibt es auch Schattenseiten. Video Marketing und Retail Media bieten enorme Potenziale – doch sie bringen ebenso viele Herausforderungen mit sich. Unternehmen, die diese Risiken ignorieren, riskieren Budgetverschwendung, Reputationsschäden oder schlicht Ineffizienz.
Die größten Herausforderungen lassen sich in sechs Kategorien einteilen: Datenschutz & Regulierung, Ad Fatigue, Messbarkeit, Abhängigkeit von Plattformen, Kostenentwicklung und Kreativitätsfrage.
1. Datenschutz & Regulierung
Datenschutz bleibt 2025 das dominierende Thema in der digitalen Werbung. Mit dem Auslaufen der Third-Party-Cookies stehen Unternehmen vor der Frage: Wie können Zielgruppen weiterhin präzise angesprochen werden, ohne gegen Gesetze zu verstoßen?
DSGVO & ePrivacy
Die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die ePrivacy-Richtlinie geben den rechtlichen Rahmen vor. Für Werbetreibende bedeutet das:
Einwilligungen müssen transparent eingeholt werden.
Tracking darf nur mit klarer Zustimmung erfolgen.
Daten dürfen nicht ohne Rechtsgrundlage weitergegeben werden.
EU AI Act
Zusätzlich tritt 2025 der EU AI Act in Kraft - die weltweit erste umfassende Regulierung für künstliche Intelligenz. Für Marketing bedeutet das:
Transparenzpflicht: Nutzer müssen erfahren, wenn KI-generierte Inhalte eingesetzt werden.
Risiko-Klassifizierung: Bestimmte Werbepraktiken (z. B. manipulative Dark Patterns) gelten als Hochrisiko-Anwendungen.
Dokumentationspflicht: Unternehmen müssen nachvollziehbar belegen, wie ihre Algorithmen funktionieren.
👉 Herausforderung: Compliance kostet Zeit und Geld. Marken müssen Prozesse etablieren, um rechtssicher zu agieren.
2. Ad Fatigue & Werbemüdigkeit
Ein zweites Risiko ist die sogenannte Ad Fatigue - Nutzer verlieren das Interesse an Werbung, wenn sie zu oft, zu generisch oder zu aufdringlich ausgespielt wird.
Video Ads: Werden sie zu lang oder irrelevant, klicken Nutzer sofort weg.
Retail Media Ads: Wenn jede zweite Produktseite mit Anzeigen überladen ist, sinkt das Vertrauen.
Short-Form-Videos: Ein Übermaß an gesponserten Clips kann die Plattform-Erfahrung trüben.
Studien zeigen: 57 % der Konsumenten empfinden digitale Werbung 2025 als „zu aufdringlich“. Gleichzeitig blocken über 30 % Ad-Blocker auf Desktop und zunehmend auch mobil.
👉 Lösung: Relevanz & Frequenzsteuerung. Nur wer Zielgruppen segmentiert anspricht und kreative Abwechslung bietet, vermeidet Werbemüdigkeit.
3. Messbarkeit & Attribution
Ein altbekanntes Problem im Marketing wird durch die neuen Formate nicht kleiner: Wie misst man den Erfolg von Kampagnen wirklich?
Probleme der Attribution
Multi-Touch-Journeys: Ein Kunde sieht ein Video, klickt eine Retail Media Ad und kauft später über eine Suchanzeige – wem wird der Erfolg zugerechnet?
Zero-Click-Verhalten: Immer mehr Antworten erfolgen direkt in Suchmaschinen oder AI-gestützten Tools wie ChatGPT. Der Klick fehlt, obwohl die Werbung Einfluss hatte.
Walled Gardens: Plattformen wie Amazon oder TikTok liefern eigene Metriken - die selten 1:1 vergleichbar sind.
KPIs im Wandel
CTR und Impressions verlieren an Bedeutung.
Neue Metriken wie „View-through Conversions“, „Engagement Depth“ oder „Incremental Sales“ gewinnen.
Doch: Diese sind oft komplexer zu messen und nicht standardisiert.
👉 Herausforderung: Marketer müssen neue Metriken verstehen und akzeptieren, auch wenn sie weniger eindeutig erscheinen als klassische KPIs.
4. Abhängigkeit von Plattformen
Ein strukturelles Risiko ist die enorme Abhängigkeit von den großen Plattformen.
Amazon: Wer im Retail Media nicht präsent ist, verliert Sichtbarkeit. Doch die Kosten steigen rasant.
TikTok & Meta: Dominieren Short-Form-Video-Werbung. Marken sind abhängig von deren Algorithmen.
YouTube (Google): Nach wie vor führend im Long-Form-Video - aber CPCs und CPMs steigen kontinuierlich.
Diese Abhängigkeit führt zu zwei Problemen:
Kostenexplosion: Wenn Amazon CPCs anzieht, müssen Marken mitziehen - oder verschwinden.
Datenmonopole: Plattformen besitzen die wertvollsten First-Party-Daten. Marken haben kaum Einfluss auf Transparenz und Reporting.
Case: Ein Elektronikhersteller stoppte 2024 seine Amazon Ads wegen steigender Kosten. Ergebnis: Sichtbarkeit -60 %, Umsatz im eigenen Shop -35 %. Rückkehr nach wenigen Monaten war unvermeidlich.
👉 Fazit: Marken sollten Plattformen nutzen - aber parallel eigene Daten- und Kanalsouveränität aufbauen.
5. Kostenentwicklung & ROI
Mit steigender Nachfrage steigen auch die Preise. Retail Media ist zwar hocheffizient, doch CPCs (Cost per Click) und CPMs (Cost per Mille) haben sich in den letzten drei Jahren teils verdoppelt.
Amazon CPCs: 2021 im Schnitt 0,71 $, 2025 bereits 1,46 $.
TikTok Video CPMs: 2022 bei 6-8 $, 2025 bei 12-15 $.
Zalando Retail Ads: 2025 rund 20 % teurer als im Vorjahr.
Die Frage ist: Bleibt der ROI positiv?
Für starke Marken mit klarer Nachfrage: ja.
Für Nischenprodukte ohne Differenzierung: schwierig.
👉 Herausforderung: Nur wer Kampagnen laufend optimiert und Budgets flexibel steuert, erzielt nachhaltigen ROI.
6. Kreativität & Markenstimme
Eine unterschätzte Herausforderung: Wie bleibt man kreativ, wenn Algorithmen Inhalte standardisieren?
Video Ads: Gefahr, dass alle Marken ähnlich aussehen (Influencer, kurze Clips, schneller Schnitt).
Retail Media: Produktplatzierungen sind funktional, aber selten emotional.
Programmatic Ads:Automatisierung sorgt für Effizienz, aber nicht automatisch für Differenzierung.
Hinzu kommt: Viele Unternehmen nutzen KI-Tools für Content-Produktion. Ohne klare Markenrichtlinien droht Austauschbarkeit.
Case: Zwei Modebrands nutzten dieselben Video-Templates für TikTok. Ergebnis: Nutzer reagierten genervt, Kommentartone: „Schon wieder dieselbe Werbung.“
👉 Lösung: Markenidentität konsequent pflegen - auch im automatisierten Umfeld. Kreativität bleibt der Schlüssel, um aus der Masse herauszustechen.
Fazit zu den Risiken
Die digitale Werbung 2025 ist leistungsfähiger als je zuvor - aber auch komplexer und riskanter.
Datenschutz & Regulierung fordern neue Prozesse.
Ad Fatigue zwingt zu Relevanz & kreativer Vielfalt.
Messbarkeit bleibt eine Wissenschaft für sich.
Plattformabhängigkeit kann gefährlich werden.
Kosten steigen, ROI muss ständig überprüft werden.
Kreativität entscheidet, ob Marken Profil behalten.
Wer diese Risiken ignoriert, wird 2026 nicht mehr wettbewerbsfähig sein. Wer sie jedoch bewusst managt, kann die Vorteile von Video und Retail Media voll ausschöpfen.
Best Practices für digitale Werbung 2025
Video Marketing und Retail Media sind längst keine Experimente mehr, sondern Hauptpfeiler erfolgreicher Marketingstrategien. Doch viele Unternehmen stehen vor der Frage: Wie lässt sich das Budget optimal einsetzen? Welche Kombinationen funktionieren in der Praxis, und wie behalten Marken bei steigenden Kosten die Kontrolle über den ROI?
1. Budgetverteilung im Jahr 2025
Eine Faustregel vieler Agenturen lautet aktuell:
35–40 % in Video (Short-Form, YouTube, Connected TV, Live-Formate)
25–30 % in Retail Media (Amazon, Zalando, MediaMarkt, Douglas etc.)
20 % in Search & Performance (Google Ads, Microsoft Ads)
10 % in Social & Display (Meta, LinkedIn, klassische Banner)
👉 Wichtig: Budgets sind keine starren Regeln. Die ideale Aufteilung hängt von Branche, Zielgruppe und Funnel-Stufe ab. Ein FMCG-Hersteller investiert stärker in Retail Media, während ein SaaS-Anbieter eher auf Video-Content zur Leadgenerierung setzt.
2. Integration von Video & Retail Media
Die wahre Stärke liegt in der Kombination beider Kanäle:
Video inspiriert, baut Awareness auf und erzählt Geschichten.
Retail Media konvertiert, indem es den Kaufimpuls direkt aufnimmt.
Beispiel: Eine Sportmarke launcht eine neue Sneaker-Kollektion.
TikTok- und YouTube-Shorts erzeugen Aufmerksamkeit.
Influencer zeigen die Sneaker in Live-Shopping-Events.
Parallel laufen Retail Media Ads auf Zalando und Amazon.
Ergebnis: +42 % Umsatzsteigerung innerhalb von acht Wochen.
3. Omnichannel-Beispiele
2025 verschmelzen Online- und Offline-Welt mehr denn je.
MediaMarktSaturn: Kunden sehen Online-Ads und können prüfen, ob das Produkt im lokalen Store verfügbar ist. Klick-to-Store-Kampagnen verbinden Digital mit stationärem Handel.
Douglas: Retail Media Kampagnen verknüpfen Shoppable Videos mit Gutscheinen für den stationären Einkauf.
Carrefour (Frankreich): Lebensmittelmarken platzieren Retail Media Ads online, während im Supermarkt digitale Displays synchronisierte Botschaften zeigen.
👉 Best Practice: Omnichannel denken. Wer nur auf Online setzt, lässt Potenzial im physischen Handel ungenutzt.
4. Kreativität als Differenzierungsfaktor
Trotz Automatisierung und Datenflut bleibt Kreativität entscheidend. Marken, die es schaffen, ihre Identität auch in automatisierten Formaten zu transportieren, heben sich ab.
Best Practices:
Storytelling in 15 Sekunden: Auch kurze Ads können Emotionen wecken.
User Generated Content (UGC): Authentische Inhalte wirken oft glaubwürdiger als Hochglanzproduktionen.
Lokale Anpassung: Regionale Botschaften stärken die Relevanz.
5. Automotive: Der Wandel zur E-Mobilität
Automobilhersteller setzen 2025 verstärkt auf Video-Kampagnen, um neue E-Modelle emotional zu inszenieren. Parallel buchen sie Retail Media Ads bei Händlern, die Zubehör oder Leasingangebote vertreiben.
Beispiel: VW kombinierte 2024 YouTube-Pre-Rolls mit Retail Media bei Mobile.de. Ergebnis: 21 % mehr Probefahrten, 12 % mehr Leasinganfragen.
6. Finance: Vertrauen durch Erklärvideos
Banken und FinTechs stehen vor der Herausforderung, komplexe Produkte verständlich zu erklären. Video-Ads mit Tutorial-Charakter - kombiniert mit gezielten Retail Media Ads bei Vergleichsportalen - liefern Resultate.
Beispiel: N26 nutzte Shoppable Videos mit direkter Kontoeröffnung im Clip. Conversion Rate: 7,1 %.
7. B2B: Leadgenerierung über Video-Webinare
Im B2B-Umfeld sind klassische Retail Media Kanäle weniger relevant, dafür aber Video-Webinare und On-Demand-Content. Viele Unternehmen kombinieren LinkedIn Video Ads mit programmatisch ausgespielten Retargeting-Kampagnen.
ROAS, Incremental Sales, Engagement Depth und CLV.
7. Lohnt sich Video-Werbung auch für kleine Marken?
Ja – besonders über Short-Form-Videos und Micro-Influencer-Kooperationen.
8. Wird Retail Media klassische Suchanzeigen verdrängen?
Nicht vollständig, aber Search verliert an Gewicht, während Retail Media weiterwächst.
9. Wie verändert der EU AI Act die Werbung?
Mehr Transparenzpflichten und Regulierung für KI-generierte Inhalte. Unternehmen brauchen klare Prozesse.
10. Wohin entwickelt sich der Markt bis 2030?
Retail Media wird Standard, Video bleibt Leitmedium, und KI übernimmt große Teile der Content-Produktion.
11. Lohnt sich digitale Werbung 2025 auch für kleine Unternehmen?
Ja - gerade durch Retail Media und Short-Form-Video können KMU mit geringen Budgets gezielt Sichtbarkeit aufbauen. Starten lässt sich schon ab wenigen hundert Euro pro Monat.
12. Welche Kanäle bringen den höchsten ROI?
Retail Media im E-Commerce-Bereich (durch direkte Kaufnähe) und Short-Form-Video im B2C. Im B2B liefern LinkedIn-Video-Kampagnen die besten Ergebnisse.
13. Wie unterscheidet sich KPI-Messung im B2B und B2C?
B2C: Fokus auf ROAS, Conversion Rate, Incremental Sales.
B2B: Fokus auf Leadqualität, Pipeline-Wert, Customer Lifetime Value.
14. Welche kreativen Ansätze stechen 2025 heraus?
Storytelling in ultra-kurzen Videos (15 Sekunden)
Integration echter Kundenstimmen (User Generated Content)
Lokale Personalisierung (z. B. Dialekte, regionale Spots)
15. Ist Metaverse-Werbung schon relevant?
Noch nicht massentauglich, aber erste Marken experimentieren erfolgreich. Für Nischen (Gaming, Fashion, Tech) kann es sich lohnen, Budgets testweise einzusetzen.
Ausblick bis 2030
Die nächsten fünf Jahre werden durch drei große Entwicklungen geprägt:
KI als kreativer Partner
KI übernimmt repetitive Aufgaben (Ad-Copy, Video-Templates).
Kreative Differenzierung bleibt menschlich.
Hyperpersonalisierte Kampagnen entstehen in Echtzeit.
Retail Media wird universell
Nicht nur Amazon & Zalando, sondern jeder Händler bietet Retail Ads.
Lokale Supermärkte, Baumärkte und Apotheken nutzen First-Party-Daten für Werbenetzwerke.
Wer dort nicht präsent ist, verliert Sichtbarkeit am digitalen POS.
Video in allen Facetten
Shoppable Video wird Standard.
Livestream Commerce etabliert sich in Europa nach chinesischem Vorbild.
Connected TV verbindet Streaming mit interaktiven Kaufoptionen.
👉 Prognose 2030: 90 % der digitalen Werbebudgets fließen in Video, Retail Media und KI-gestützte Personalisierung. (eMarketer Forecast)
Fazit
Digitale Werbung 2025 markiert den Beginn einer neuen Ära. Video und Retail Media sind nicht nur Kanäle, sondern die Basis einer vernetzten Customer Journey.
Video inspiriert - mit Short-Form, Live-Formaten und Shoppable Ads.
Retail Media konvertiert - direkt im digitalen Regal, dort wo Kaufentscheidungen fallen.
Programmatic Advertising hält alles zusammen - datengetrieben, KI-gestützt und skalierbar.
Bis 2030 werden diese Entwicklungen weiter voranschreiten:
KI wird Inhalte automatisiert personalisieren.
Retail Media wird in fast jedem Shop Standard.
Klassische Display-Werbung wird nur noch eine Randerscheinung sein.
Digitale Werbung 2025 ist ein zweischneidiges Schwert: Sie bietet enorme Chancen, aber auch komplexe Herausforderungen. Video & Retail Media sind keine „Trends“, sondern die Basis für jede Marketingstrategie.
Best Practices zeigen: Erfolgreiche Marken kombinieren Inspiration (Video) mit Conversion (Retail Media).
Tools & Plattformen entwickeln sich rasant - von Programmatic bis AR/VR.
Messbarkeit & KPIs werden anspruchsvoller, aber auch aussagekräftiger.
Kreativität & Differenzierung bleiben entscheidend, um aus dem Einheitsbrei auszubrechen.
Der Blick nach vorn: Wer jetzt investiert, lernt und optimiert, sichert sich einen massiven Wettbewerbsvorteil bis 2030.
Zahlen allein bringen keine Kunden. Erfahre, warum erfolgreiche Conversion-Optimierung 2025 auf Psychologie, Vertrauen und klare Nutzerführung setzt - statt nur auf A/B-Tests.
Bewertungen, Siegel und Testimonials sind mächtig - doch wann schaffen sie Vertrauen, wann erzeugen sie Druck? Erfahre, wie du Social Proof authentisch einsetzt und Manipulation vermeidest.